
Es lief die 113. Spielminute im WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien bei Spielstand von 0:0. Während sich die Südamerikaner ausgepumpt ins Elfmeterschießen retten wollten, hatte die DFB-Elf einen ganz anderen Plan: Sie wollte unbedingt vor Ablauf der Verlängerung Weltmeister werden. In jener 113. Spielminute war es Andre Schürrle, der auf der linken Seite durchbrach und punktgenau auf Mario Götze ablegte. Der Rest ist Geschichte, denn genau diese Vorlage war es, die den vierten Stern nach Deutschland brachte. Andre Schürrle durfte in seiner Karriere sowohl die Sonnen- als auch die Schattenseiten des Geschäfts kennenlernen. Vom gefeierten Jungstar in Mainz über eine durchwachsene Phase in London bis hin zu seinem traurigen Abschied in Dortmund – wenig zu erzählen hat er seiner Tochter Kaia in wenigen Jahren gewiss nicht. Sie darf sich freuen, denn ab sofort hat sie ihren Papa ganz für sich. Andre Schürrle macht Schluss mit Fußball und erklärt auch, warum.
Keine Lust mehr auf Druck
„Die Entscheidung ist lange in mir gereift. Ich brauche keinen Beifall mehr. Man muss ja immer eine gewisse Rolle spielen, um in dem Business zu überleben, sonst verlierst du deinen Job und bekommst auch keinen neuen mehr." Im Fußball zähle nur die Leistung auf dem Platz, dabei dürften „Verletzlichkeit und Schwäche zu keinem Zeitpunkt existieren.“ Die Tiefen wurden mehr, die Höhepunkte weniger, doch zeigen durfte Schürrle seinen Frust nicht. Eine Tatsache, auf die der 29-Jährige keine Lust mehr hatte. Das Fußball spielen wird er vermissen, das Business eher weniger. Er und Borussia Dortmund einigten sich auf eine Auflösung des Vertrags, wofür der Stürmer angeblich 2,5 Millionen Euro Abfindung erhalten soll. Welche Optionen hätte er nach dem Aus beim BVB gehabt? Angeblich soll es Angebote aus der Türkei und China gegeben haben, doch damit wollte sich der Weltmeister nicht anfreunden.
DFB verabschiedet seinen Weltmeister
In den letzten Jahren war Schürrle zweimal ausgeliehen, erst an den FC Fulham, dann an Spartak Moskau. Richtig gut lief es jedoch nicht, dazu vermisste er seine in Deutschland lebende Familie. Auch beim DFB honorierte man seine Entscheidung mit Wohlwollen und Applaus. „Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung von André Schürrle. Neben all seinen sportlichen Qualitäten fiel mir stets auch seine feine, reflektierende, aber in gleichermaßen sehr fröhliche Art auf. Unsere Türen werden für André bei seinem weiteren Lebensweg immer offen sein.“ Eine Karriere beim DFB also? In den nächsten Tagen wird sich Schürrle wohl noch nicht damit beschäftigen, was er in den kommenden Jahren machen möchte. Wichtig dürfte nun nur eines sein: Das gemeinsame zur Ruhe kommen mit seiner Familie. Welchen Weg auch immer er einschlagen wird, er wird für immer der Spieler bleiben, der mit seiner Vorlage ein Land in kollektiven Jubel gestürzt hat; an jedem 13. Juli 2014.