
Im Juni 2019 feierten Thomas Müller und Niko Kovac gemeinsam das Double, man schien sich bestens zu verstehen. Einige Monate später, im Herbst des vergangenen Jahres, hatte sich die Sachlage gewaltig verändert. Die Bayern waren in eine schwere Krise geschlittert, eine Krise, die man an Müller wahrlich nicht festmachen konnte, den spielen durfte er nur sehr selten. Verstehen konnte er seine Degradierung nicht, dieses Unverständnis teilte er mit seiner Ehefrau Lisa. Via Instagram schickte sie eine alles andere als nett gemeinte Botschaft in Richtung Trainer Niko Kovac. Spätestens in diesem Moment wurde deutlich: Die Einigkeit aus dem Juni ist längst Vergangenheit. Als Kovac in einem Interview verlauten ließ, wenn Not am Mann wäre, würde er schon wieder auf Müller bauen, war das Tischtuch endgültig zerschnitten. Das bayrische Urgestein gab sogar offen zu, sich mit einem Wechsel zu beschäftigen.
Zweiter Frühling unter Flick
Dass es dazu erst gar nicht kam, hat er der Chefetage der Bayern zu verdanken, denn nach dem 1:5 bei Eintracht Frankfurt vom 2. November 2019 hatten Hoeneß und Rummenigge genug. Sie beurlaubten Kovac und gaben seinem Co-Trainer Hansi Flick die Chance. Kaum hatte er das Ruder übernommen, sprühten die Bayern wieder nur so vor Selbstvertrauen. Ganz besonders aber taute Thomas Müller auf, eine Krise konnte man ihm beim besten Willen nicht mehr ansehen. Auf einmal traf er wieder wie er wollte, avancierte zum besten Vorlagengeber und hatte endlich wieder beste Laune. Ein paar verbale Spitzen verteilte er gegen den Ex-Trainer, während Kovac, ganz gentleman-like, den Mantel des Schweigens über seine Zeit an der Isar legte. Mittlerweile sind neun Monate vergangen, die Münchner haben mit Flick das Double geholt und gelten als großer Favorit auf die Champions League, die in wenigen Tagen fortgeführt wird. Auch Müller hat nur ein Ziel: Zum zweiten Mal nach 2013 das Triple zu gewinnen.
Flick wie Guardiola
Auf seinen Trainer angesprochen, kam der Bayer aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. „Da durfte zwar jeder Spieler seiner Position eine individuelle Note hinzugeben, aufgrund seiner Vorlieben, Stärken und Schwächen, aber trotzdem hatte diese Position immer eine klare Aufgabe. Da gab es kein ‚könnte', ‚dürfte' oder ‚wollte'. Und wenn einer das Geforderte nicht gemacht hat, hat die Position schnell wieder jemand anders ausgefüllt". Man hat ein anderes Gefühl auf dem Platz, wenn man das Vertrauen spürt. Man überdreht dann auch nicht. Sinnlose und übermotivierte Aktionen gibt es dann nicht mehr. ch habe zumindest den Eindruck, dass bei uns jetzt wieder alle das Gleiche wollen und das Gleiche machen. Die Handschrift des Trainers ist klar zu erkennen.“, so Müller, der Flick mit Pep Guardiola verglich. Unter ihm übrigens holten die Bayern nie den Henkelpott.