
Die Rückrunde des FC Bayern darf man getrost als unglaublich bezeichnen. Ein Unentschieden gegen RB Leipzig gönnten sich die Münchner, alle anderen Spiele wurden gewonnen. Somit war es auch vor einigen Wochen schon absehbar, dass der Titel am Ende wieder einmal an die Isar wandern würde. Der Gegner, der zur Meisterfeier Spalier stehen sollte, hieß Werder Bremen. Die abstiegsbedrohten Hanseaten empfingen die Bayern mit viel Kampf und Leidenschaft. Lange kam kein wirklicher Spielfluss zustanden, der Favorit tat sich enorm schwer. Bremen trat auf, wie man auftreten muss, wenn man die Klasse halten möchte. Zwar kamen sie nur sehr selten gefährlich vor der Tor von Manuel Neuer, dafür hielten sie die Bayern aber auch vor dem eigenen Kasten weg. Lange Zeit ging die Taktik der Bremer auf, doch kurz vor der Halbzeit setzte sich die individuelle Klasse des FCB dann doch durch. Jerome Boateng spielte einen Traumpass, den Robert Lewandowski wunderschön verwertet.
Bremen belohnt sich nicht
Bevor es zur Führung kam, hatten die Münchner übrigens Glück, dass sie überhaupt zu elft in die Halbzeitpause gehen konnten. Alphonso Davies setzte zum Nachtreten an, traf mehr die Luft als seinen Gegenspieler. Schiedsrichter Harm Osmers bewertete die Szene mit einer gelben Karte, der Kanadier hatte Glück, dass sich der Kölner Keller nicht meldete, denn hier hätte man durchaus auch einen Platzverweis aussprechen können. In der zweiten Hälfte übernahmen die Münchner dann mehr und mehr die Spielkontrolle, Werder zog sich etwas zurück und konzentrierte sich mehr aufs Verteidigen. Als die Schlussviertelstunde anbrach, wurden die Gastgeber jedoch wieder stärker. Da spielte es ihnen in die Karten, dass der bereits verwarnte Davies gut zehn Minuten vor dem Ende vom Platz musste, diese Gelbe hätte man vermutlich nicht unbedingt geben müssen. Die Bremer wachten nun endgültig auf und setzten zur großen Schlussoffensive an.
Eine Niederlage mit positivem Touch
Niclas Füllkrug, Claudio Pizarro, Werder ging volles Risiko und wäre fast noch belohnt worden. Wenige Minuten vor dem Ende hofften die Grün-Weißen auf einen Handelfmeter, doch da Boatengs angelegter Arm aus kürzester Distanz getroffen wurde, gab es zurecht keinen Strafstoß. Geklingelt hätte es wohl bei fast jedem Torhüter in der allerletzten Minute, doch ein Manuel Neuer tat das, wofür er seit Jahren zu den Weltbesten gehört: Er hielt gegen Osako bärenstark. Die vierminütige Nachspielzeit brachten die Münchner über die Uhr, am Ende rissen Müller und Co. die Arme hoch und jubelten. Die Bremer holten keine Punkte, sollten aber Selbstvertrauen aus der Partie ziehen. Nun muss gehofft werden, dass Mainz in Dortmund und Düsseldorf in Leipzig verlieren, vielleicht sogar deutlich. Da Werder nur ein Gegentor kassierte, kann sich das Torverhältnis am Ende entscheidend zeigen. Und vielleicht jubeln dann auch die Bremer im Weserstadion wieder.